Freelancer sind aus unserer Wirtschaft nicht mehr wegzudenken. Laut Statistik haben 2018 in Deutschland 1,41 Millionen Selbstständige gearbeitet*, Tendenz steigend – und das ist auch nicht verwunderlich. Sie leisten einen wichtigen Beitrag in Zeiten, in denen vor allem im IT-Sektor Fachkräftemangel herrscht. Aber auch abseits von Mängeln bereichern sie Unternehmen um mehr Flexibilität, Ideenreichtum und unterschiedliche Perspektiven. Wenn wir uns das zukünftige Arbeitsleben anschauen, wird es immer mehr Freelancer geben – und du bist ein Teil davon. Es gibt da nur noch einen Haken, der dir vielleicht auch schon aufgefallen ist. Das Problem mit der Scheinselbstständigkeit: Der Vorwurf einer zu starken Abhängigkeit von einem Auftraggeber und daraus resultierend die Aberkennung des Freelancer-Status. Anschließend droht die Einstufung als ein sozialabgabenpflichtiger Arbeitnehmer.
Das Risiko Scheinselbstständigkeit
Für die Prüfung auf Scheinselbstständigkeit sind Krankenkassen und die deutsche Rentenversicherung zuständig. Zwar werden nur wenige Scheinselbstständigkeiten aufgedeckt, trotzdem ist alle Achtung geboten. Denn es ist mit hohen Strafen für den Arbeitgeber und die Scheinselbstständigen zu rechnen. Zu den Sanktionszahlungen kommen dann noch die Nachzahlungen aller Sozialabgaben und die Abmeldung deines Gewerbestatus. Weil das natürlich sehr ärgerlich ist, gibt es gute Präventionsmaßnahmen, um erst gar nicht in die Bredouille zu geraten.
Wie du Scheinselbstständigkeit vermeidest
Scheinselbstständigkeit ist in der Regel eher aus Versehen und nicht aus Vorsatz passiert. Daher solltest du stets im Austausch mit deinem Auftraggeber bleiben und auf bestimmte Dinge achten:
- Arbeitest du für nur einen Auftraggeber?
- Arbeitest du sehr regelmäßig in den Arbeitsräumen deines Auftraggebers?
- Hast du dort über mehrere Tage in der Woche einen festen Arbeitsplatz?
- Hat dir der Auftraggeber eine technische Ausstattung zur Verfügung gestellt, mit der du regelmäßig in den Büroräumen arbeitest?
- Hast du einen Urlaubsanspruch oder Anspruch auf sonstige Sozialleistungen?
- Erhältst du Krankheitsgeld?
- Werden deine Überstunden vergütet?
- Wirst du jedes Mal zu Teamevents, Firmenevents und Feierlichkeiten eingeladen?
- Sind deine Aufgaben denen der eigenen Arbeitnehmer des Unternehmens sehr ähnlich?
Wenn du diese Fragen mit ja beantworten kannst, ist der Verdacht einer Scheinselbstständigkeit sehr schnell bestätigt. Du hast aber die Möglichkeit Scheinselbstständigkeit präventiv zu vermeiden:
- Beantworte auf jeden Fall die oben aufgeführten Fragen
- Du hast die Möglichkeit eine freiwillige Statusfeststellung bei der Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung zu beantragen und bist so einfach auf der sicheren Seite: http://www.clearingstelle.de/drv.html
Wird sich in puncto Scheinselbstständigkeit in Zukunft etwas ändern?
Freelancern werden gerade in Sachen Scheinselbstständigkeit immer noch viel zu viele Steine in den Weg gelegt. Endlich ist es soweit, dass auch die Politik darüber redet. Auch sie erkennt immer mehr das Potential von Freelancern und beschreibt, wie wir das Statusfeststellungsverfahren für Freelancer besser gestalten können – und somit das Freelancertum noch mehr fördern.
FDP und SPD denken bereits in die Richtung der Unternehmen und Freelancer: Die Hürden für Freelancer müssen zukünftig abgebaut werden. Diese Hürden entstehen unter anderem durch eine recht unverbindliche Prüfung von Statusbescheiden, denn diese beansprucht viel zu viel Zeit – oftmals kommt ein Bescheid erst nach Ausführung eines Auftrags. Die Verzögerung der Statusbescheide führt zumindest jetzt noch zu unerwünschten Nebenwirkungen: Unsicherheit und im ungünstigsten Fall eben auch zur Scheinselbstständigkeit.
Unsicherheit, Unverbindlichkeit, Ungültigkeit. Das sind Dinge, die sich verändern müssen. In Anbetracht der Tatsache, dass sich Deutschland gerade dem Freelancertum immer mehr hinwendet, ist die Diskussion in der Politik enorm wichtig. Es wird in dieser Hinsicht gut tun, sich weiter nach vorne zu orientieren und weniger rückwirkende Entscheidungen zu treffen. Rückwärtsgewandtheit bedeutet für den Freelancer nämlich eine finanzielle Überlastung, wenn er unerwünscht als sozialabgabenpflichtiger Arbeitnehmer eingestuft wird. Vielmehr müssen Freelancer unterstützt und von Bürokratiemonstern entlastet werden. Was eine zukünftige Welt der Selbstständigkeit braucht, sind klare Zuständigkeiten, mehr Transparenz, mehr Sicherheit. Zwar spielt die Flexibilität für den Freelancer eine große Rolle, trotzdem rechtfertigt das nicht die unzureichende Sicherheit durch schwergängige Prüfverfahren. Zu oft werden den Freelancern Steine in den Weg gelegt, während sie eigentlich mit einer äußerst wichtigen Sache beschäftigt sind: Sie leisten einen wesentlichen Beitrag in unserer Wirtschaft.
Jetzt interessiert uns deine Stimme. Warst du schon einmal mit dem Thema Scheinselbstständigkeit konfrontiert? Was müsste sich deiner Meinung nach in Zukunft verändern, damit Freelancer weniger Risiken auf sich nehmen müssen?
*Quelle: Statista, 2018